Alpenüberquerung

Erstellt: 2019-09-21 13:40 von Martin

Dieses Jahr hatte ich mir eine Woche Urlaub für mich alleine vorgenommen. Damit mir nicht langweilig wird, hatte ich mich für einen Aktivurlaub entschieden. Eine Alpenüberquerung bot sich da an.


Vorbereitung

Eine Alpenüberquerung ist kein Spaziergang und muss daher gut vorbereitet werden. Also habe ich mir einige Blogs und Erfahrungsberichte durchgelesen. Danach wurde die Strecke fest gelegt (der E5-Wanderweg). Ich habe in gleichmäßigen Abständen Übernachtungsmöglichkeiten raus gesucht und gebucht. Dabei habe ich die großen Hütten des DAV gemieden. Diese Hütten mit Ihren teilweise 300+ Matratzen sind für mich zu laut und zu hektisch. Als nächstes wurde eine Packliste erstellt und einiges musste ich mir neu anschaffen. Es galt ja, mit 8 kg für die ganze Woche zurecht zu kommen. Die neue Kleidung, der Rucksack, die Trekking-Stöcke, die Schuhe usw. mussten natürlich in Trainingswanderungen auch auf Herz und Nieren getestet werden.

Eine Woche vorher hatte ich noch die Veranstaltung Rund-um-Ennepetal, da bin ich 47 km gelaufen. Das war nicht so eine gute Idee. Ich war zwar wieder relativ ausgeruht, aber hatte mir dadurch einen dicken Schnupfen eingefangen.


Anreise (31.8.2019)

Da ich morgens eh früh wach bin, bin ich relativ früh los gefahren (7 Uhr) und dementsprechend war ich dann auch gegen 14 Uhr in Oberstdorf am P1 (Dauerparkplatz). Da das Hotel (Gästehaus Drachenfels) erst ab 15 Uhr Check-In hat, bin ich noch etwas durch Oberstdorf spaziert. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich meine Trekking-Stöcke zu Hause vergessen hatte. Also musste ich mir in Oberstdorf neue kaufen, natürlich nicht so gute, wie ich zu Hause rumliegen habe. Anschließend Check-In, kurz relaxen und dann nochmal nach Oberstdorf rein zum Abendessen. Dann früh ins Bett, am nächsten Tag sollte es ja ausgeruht los gehen.


Erste Etappe (1.9.2019)

Morgens nach dem Frühstück bin ich pünktlich um 8:00 Uhr los gewandert. Normalerweise fährt man die 11 km von Oberstdorf nach Spielmannsau mit dem Bus und wandert ab dort. Ich bin natürlich ab Oberstdorf gewandert. Die 11 km sind ganz schön zum warm werden und einlaufen (leichte Steigung, gut zu laufender Weg). Schon bald nach Spielmannsau wird es etwas steiler und dann kommen ca. 5 km richtig steiler Weg mit natürlichen Streintreppen. Durch meine Erkältung bin ich hier richtig ins Schwitzen gekommen. Auf der Hälfte des Anstiegs ist ein kleiner Rastplatz, hier habe ich auch eine kleine Pause gemacht. Kurz vor dem höchsten Punkt des Tages ist die Kemptner Hütte (1845 m). Ich habe dort kurz vor 12 Uhr eine kurze Rast gemacht, für viele Wanderer ist dies das erste Tagesziel. Danach geht es noch etwas weiter hoch zum Mädelejoch (1975 m). Es ist die Grenze zu Österreich. Weiter ging es Bergab bis oberhalb von Holzgau, den Panoramaweg nach Bach, von dort wieder leicht Bergauf nach Madau zum Berggasthaus Hermine (1308 m). Mein erstes Tagesziel erreichte ich nach 35 km gegen 17:20 Uhr. Hier habe ich im Keller in einen Schlafraum mit Etagenbetten genächtigt, wahlweise kann man auch ein Zimmer buchen.


Zweite Etappe (2.9.2019)

Heute musste ich auch zeitig los, da ich die Seilbahn vor 16 Uhr erreichen wollte. Die Originalroute geht über die Memminger Hütte (2242 m) und die Seescharte (2600 m) und dann weiter nach Zams. Ich bin die Stuttgarter Alternative gewandert (Über das Leiterjöchl/2516 m). Dieser Weg ist etwas anspruchsvoller und ich bin keinen anderen Wanderern begegnet. Das letzte Stück am Leiterjöchl muss man die Felsen hochklettern (mit Unterstützung eines Stahlseiles). Dann ging es über Geröllfelder, Schnee und später einem Trampelpfad zum Württemberger Haus (2220 m). Dort kann man hinter der Hütte kalt duschen, ich hatte aber genug von Wasser von oben und bin weiter runter gelaufen. Schon bald trifft man wieder auf den E5. Der Weg der dann kam wurde immer wieder durch Murenabgänge zerstört und man musste an diesen Stellen über die Geröllfelder. Während des langen Abstiegs nach Zams bin ich dann auch einigen anderen Wanderern begegnet, die mich freundlicher Weise vorbei ließen. Da ich keine längeren Pausen gemacht habe, bin ich dann nach 24 km um 15:10 Uhr in Zams an der Seilbahn angekommen. Mit der Seilbahn ging es dann zur Venet Gipfelhütte (2212 m).

Dritte Etappe (3.9.2019)

Nun konnte ich es lockerer angehen lassen, es gab keinen Zeitdruck mehr. Trotzdem bin ich nach dem Frühstück um 8:15 Uhr über den Panoramaweg langsam absteigend nach Wenns im Pitztal. Vorbei geht es an der Galfunalm (1960 m) und der Larcheralm (1814 m), die zum Verweilen einladen. Zu erst war ich über den Wolken, später mit drin und zum Schluss unter den Wolken in Wenns. Normalerweise fährt man von hier mit dem Bus/Taxi bis nach Mittelberg und läuft dann noch ein Stück weiter. Ich wollte aber alles zu Fuß erledigen und bin weiter durchs Pitztal bis nach Wiese gelaufen, hier bin ich der kleinen Pension Alpengruß (1180 m) untergekommen. (23 km, Ankunft 15:00 Uhr)


Vierte Etappe (4.9.2019)

Dieser Tag war vom Wetter her der schönste Tag, ich musste sogar Sonnencreme benutzen und hab mir unterwegs ein Eis gegönnt. Der Weg war zwar sehr schön aber etwas eintönig. Es ging den ganzen Tag durch das Pitztal mit seinen Wasserfällen, vielen schönen kleinen Orten und natürlich der Pitze an der es entlang geht. Es geht die ganze Zeit leicht bergan und obwohl es keine schweren Anstiege gab, war ich nach 23,5 km und 5 1/2 Std. trotzdem froh an der Gletscherstube (1915 m) anzukommen. Hier war ich auch in einem Zimmer mit Stockbetten untergebracht und habe einige andere Wanderer kennengelernt.

Fünfte Etappe (5.9.2019)

Dies ist die schwierigste Etappe auf dem original E5. Nach meiner schwierigen 2. Etappe fand ich es nicht ganz so schwer, aber das liegt wohl eher an der Gewöhnung. Es geht gleich einen schmalen steinigen Weg steil hoch zur Braunschweiger Hütte (2759 m), dann weiter über das Pitztaler Jöchl (2996 m). Hier muss man auch an einigen stellen klettern. Dort ist auch ein Hinweisschild auf Hannibal mit seinen Elefanten. Obwohl seine genaue Route nicht bekannt ist. Es gibt tolle Ausblicke auf das Gletschergebiet Rettenbachferner/Karlesferner. Die Gletscher waren früher viel größer sind aber immer noch beeindruckend. Es geht wieder bergab zum Rettenbach-Gletscherstadion (2650 m). Dort ist ein richtiges Einkaufszentrum und großes Restaurant (im Sommer aber nur teilweise geöffnet). Von dort führt der Rosi-Mittermeier-Tunnel zum Tiefenbach-Restaurant (2775 m, auch sehr groß, im Sommer geschlossen). Durch den Tunnel fährt regelmäßig ein Bus. Ich bin aber, ihr ahnt es schon, zu Fuß durch den Tunnel (fast 2 km). Weiter ging es den Ötztaler-Höhenweg bergab bis nach Vent zum Hotel Bergwelt. (1880 m, 7.30-14:30 Uhr, 21,5 km)

Sechste Etappe (6.9.2019)

Diese Etappe führt an der Martin-Busch-Hütte (2501 m) vorbei und ist bis zur Similaunhütte (3019 m) ganz gut zu gehen, allerdings fing es ab 2500 m an zu schneien. Erst war es nur ein Flaum auf der Landschaft weiter oben lagen dann doch einige cm Schnee. Der Weg war trotzdem gut zu sehen. Ich hatte mir überlegt, einen Abstecher zur Fundstelle von Ötzi zu machen. Daher bin ich ein Stück hinter der Martin-Busch-Hütte leicht abgebogen und parallel zum original E5 gelaufen. Dieser Weg war nicht so gut zu sehen, da ihn außer mir kaum jemand ging. Ab und zu sah ich noch die Zeichen (Rot/Weiße-Farbkleckse). Je näher ich an die Fundstelle kam, desto schwieriger wurde der Weg und ich fand immer weniger Zeichen. Zum Glück hatte ich die Route offline auf meinem Handy und konnte es auch mit Handschuhen bedienen. So fand ich trotzdem den Weg (wenn man es so nennen kann) zur Fundstelle (3200 m). Von der Fundstelle zur Similaunhütte ist es nur ca. 1 km (Tisenjoch oben am Grat entlang), für den brauchte ich dann aber auch teilweise kletternd und ständig aufs Handy-schauend über eine Stunde. In der Hütte habe ich mich dann erstmal aufgewärmt und gestärkt. Ab hier ist man in Italien. Dann ging es an den steilen Abstieg über Steintreppen, die mit dem Schneematch nicht ganz einfach zu gehen waren. Später wurde es dann besser, bzw. matschiger, aber nicht mehr so gefährlich am Abgrund. Normalerweise sieht man schon von weitem den Vernagt-Stausee. Aber es war so nebelig, dass man den See nur erahnen konnte. Später vom Zimmer konnte ich einige Blicke auf den See genießen. In Vernagt habe ich im Hotel Vernagt (1700 m) übernachtet. Dort gab es ein 4-Gänge-Menü mit Blick auf den See (wenn der Nebel es zugelassen hat). (21,5 km 8:15-15:50 Uhr)


Meran (7.9.2019)

Ürsprünglich wollte ich an diesem Tag noch einige km den Meraner Höhenweg entlang wandern. Das Wetter war aber nicht so schön (regnerisch), ich war schon ganz schön ko und es ist auch üblich in Vernagt die Alpenüberquerung zu beenden. Daher bin ich mit dem Bus direkt durch bin nach Meran gefahren und habe mir einen entspannten Tag in Meran gemacht (mal ohne Rucksack laufen).


Rückreise (8.9.2019)

Für die Rückreise hatte ich ein Shuttle nach Oberstdorf gebucht. Der Kleinbus von Prenner brachte mich direkt zum P1 auf dem mein Auto stand. Von dort bin ich dann weiter gefahren und war gegen 21 Uhr wieder zu Hause.

Eine Woche später bin ich noch beim P-Weg einen Marathon gewandert (42 km, 6:13 Std.).

Es sind zu viele Fotos, um die alle hier hoch zu laden, daher habe ich ein Fotoalbum bei Google erstellt: Google-Photos


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